Essaouira ist eine dieser Städte, von denen es so viel zu erzählen gibt. Ich weiß, dass ich dort eines Tages mehr Zeit verbringen möchte, denn Essaouira offenbart sich mit jedem Besuch aufs Neue.

Doch eines lässt sich nicht wirklich teilen — nicht festhalten, nicht abbilden: der Rhythmus dieser Stadt.

Essaouira ist ein Ort, an dem Zeit nicht gejagt wird, sondern sich ausbreiten darf. Ein Ort, an dem das Leben im eigenen Tempo schwingt, und genau dieser Rhythmus trägt alles.

An diesem Tag sah ich einen Mann, der in einem kleinen Transportwagen lag, umgeben von den Stimmen und der Bewegung der Menschen. Nicht versteckt, nicht abgeschirmt — einfach da, präsent und zugleich versunken in sich.

Als würde er in genau diesem Moment dem Bedürfnis seines Körpers folgen: dem nach Ruhe, dem nach Atmen, dem nach Sein. Dem, was er fühlte — ohne es zu erzwingen.

Es war ein Bild, das mir sofort vertraut vorkam, weil man es im Orient oft sieht. Hier ist Ruhe kein Ausnahmezustand, kein Zeichen von Schwäche, kein „Schnell weiter“.

Ruhe ist Teil des Lebens. Pausen sind selbstverständlich. Niemand muss erklären, warum er sitzt, liegt, atmet, ruht.

Wir im Westen haben gelernt, dass Ruhe verdient werden muss — „Erst die Arbeit, dann das Vergnügen.“ Als wäre Stille eine Belohnung, nicht ein Grundrecht.

Doch dieser Mann ruhte, als sei es das Natürlichste der Welt. Versunken in sich, in Einklang mit seinem eigenen Rhythmus — nicht von außen getaktet. Er zwang nichts, er hielt nichts fest, er war einfach nur.

Darum habe ich mich bei diesem Bild für dieses Zitat entschieden:

„Wer es fühlt, erzwingt es nicht.
Wer es erzwingt, fühlt es nicht.“

Denn wir können Gelassenheit nicht herbeizwingen. Nicht mit Disziplin, nicht mit Kontrolle, nicht durch Methoden oder Vorstellungen.

Gelassenheit entsteht, wenn wir aufhören, gegen den Moment anzukämpfen und beginnen, in Resonanz mit uns selbst zu treten.

In Essaouira spürt man das überall: in den Gesichtern der Menschen, in der Art, wie sie sprechen, arbeiten, gehen, leben.

Dieser Mann in seinem kleinen Wagen erinnerte mich daran, mir selbst und meinen Gefühlen aufrichtig zu sein. Der eigenen Intuition zu vertrauen. Dem Körper zuzuhören — nicht erst, wenn er schreit, sondern wenn er leise flüstert.

Der Körper ist ein Geschenk des Lebens. Ihn zu wahren, ihm Raum zu geben, ist unser Geschenk an das Leben. Unabhängig davon, wo man ist — ob auf einer Bank, in einem Stuhl oder in einem improvisierten Transportwagen — Ruhe findet uns dort, wo wir aufhören, aus dem Kopf zu erzwingen, und beginnen zu fühlen.

Location: Essaouira (Morocco)